»Nachdem er mit dieser seiner ersten Ehegattin 13 Jahre eine vergnügliche Ehe geführet hatte, widerfuhr ihm in Cöthen, im Jahre 1720, der empfindliche Schmerz, dieselbe, bey seiner Rückkunft von einer Reise, mit dem Fürsten nach dem Carlsbade, todt und begraben zu finden; ohngeachtet er sie bey der Abreise gesund und frisch verlassen hatte. Die erste Nachricht, daß sie krankgewesen und gestorben wäre, erhielt er beym Eintritte in sein Hauß«
(Bach-Dokumente III, 666)
Johann Sebastian Bach findet nach seiner Rückkehr aus Karlsbad seine Ehefrau Maria Barbara tot und begraben vor. Das »wohl tragischte Ereignis in seinem ganzen Leben« trifft ihn schwer. Seine starke religiöse Bindung mag ihn über diesen Verlust hinweggeholfen haben, aber erst in der künstlerischen Auseinandersetzung mit ihrem Tod, in der Herausgabe des 6-teiligen Werkzyklus scheint er diesen Verlust thematisiert zu haben. Teil dieses Zyklus bildet die Partita Nr. 2 für Violine solo d-Moll (BWV 1004), darunter als letzten Teil die Chaconne.
Die geplante 3-Kanal Video-Installation vereint unterschiedliche musikalische Einspielungen der »Chaconne«, die zeitgleich auf verschiedenen Leinwänden zu sehen sind. In jedem Film ist eine unterschiedliche Herangehensweise und Phase der Einstudierung zu sehen. Allen gemeinsam ist, dass die ausführenden Violonist*innen scheinbar zu einem Vehikel, zu einem Medium für dieses Stück werden. Sie scheinen sich darin zu verlieren. Helen Grimaud schreibt darüber: »Die Chaconne ist der eindruckvollste Satz, den er je schrieb – sie gleicht der Architektur einer Kathedrale, die einzelnen Variationen sind wie Licht, das durch unterschiedlich getönte Glasfenster fällt. Wenn man sie spielt, hat man das Gefühl, mit seinen eigenen Schatten zu tanzen.«