Landschaftsskizzen

2010, Video / 8 min / 16 : 9

In dem Augenblick, in dem die Wirklichkeit zum Bild wird, stellt sie sich auf den Kopf.

Im Jahre 1625 entfernte der Jesuitenpater Christoph Scheiner die Lederhaut auf der Rückseite eines Rinderauges. Er ersetzte sie mit einem Stück weißen Papiers und beobachtete die von einem leuchtenden Objekt erzeugten Bilder auf dem Hintergrund des Auges. Die Gegenstände seines Zimmers standen auf dem Kopf. Scheiner war somit der erste, der die Entstehung eines umgekehrten Bildes auf der Netzhaut nachweisen konnte. Auch Johannes Kepler hatte die Existenz eines auf den Kopf gestellten Bildes schon vor Scheiner theoretisch nachgewiesen. Unklar war beiden, wie sich das Bild im weiteren Verlauf des Sehprozesses umdrehen konnte. Kepler ging davon aus, dass »… Erfahrung und Tätigkeit der Seele das Bild schon aufzurichten vermögen.«

Kunstfrühling Bremen, 2014